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FC St. Pauli: Ziereis im Interview über Schalke, Schultz, Team & Co.

Ziereis im Interview: "Schade, dass Terodde nicht dabei ist"

Philipp Ziereis ist Kapitän beim FC St. Pauli.
Image: Philipp Ziereis ist Kapitän beim FC St. Pauli.  © Imago

Der Kapitän des Spitzenreiters will mit St. Pauli Geschichte schreiben. Sein Weg bei St. Pauli begann mit Marcel Halstenberg und Michael Gregoritsch - er soll noch lange nicht zu Ende sein und möglichst in die Bundesliga führen. Warum davon auch sein Bruder profitieren würde, verrät Philipp Ziereis vor dem Topspiel-Kracher gegen Schalke im exklusiven Sky-Interview.

Sky Sport: Sie haben am Mittwoch das Training abbrechen müssen - also zunächst mal zur Sicherheit. Wie geht es Ihnen?

Philipp Ziereis: Ich habe wieder ganz normal trainieren können - es gibt grünes Licht.

Sky Sport: Gut für St. Pauli. Wie wichtig Sie sind, war zuletzt in Nürnberg sehr gut zu beobachten. Die Monstergrätsche gegen Schäffler hat Ihre Mannschaft im Spiel gehalten. Eine Instinkthandlung?

Ziereis: Ich habe die Szene ziemlich oft zugeschickt bekommen. Es war eine Aktion aus der Situation heraus. Ich habe nicht nachgedacht - dafür war auch gar nicht die Zeit. Natürlich war auch ein bisschen Risiko dabei. Wenn Schäffler einen Tick früher dran gewesen wäre, hätte es vermutlich Elfmeter und die Rote Karte gegeben. Das sind Situationen, die einen als Verteidiger pushen.

Sky Sport: Fühlt sich das genauso gut an wie ein Tor?

Ziereis: Nein, nicht ganz. Ich bin ja auch nicht gerade bekannt fürs Toreschießen - deshalb fühlt sich das noch intensiver an. Aber so eine Situation ist letztlich auch wie ein Tor, denn das wäre das 2:2 für Nürnberg gewesen und das Spiel hätte kippen können.

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Sky Sport: Der Spreizschritt sah gefährlich aus…

Ziereis: Früher wäre so etwas wahrscheinlich böse ausgegangen - wenn man auf meine Verletzungshistorie schaut. Mittlerweile bin ich aber topfit.

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Sky: Sie waren fast zwei Jahre mehr oder weniger dauerverletzt - jetzt wirken Sie unkaputtbar. Wie haben Sie das geschafft?

Ziereis: Einen Kreuzbandriss schüttelt man halt nicht so leicht ab - das weiß jeder, der das mal hatte. Selbst nach sieben Monaten steht man da halt nicht topfit wieder auf dem Platz. Ich hatte noch einen kleinen Rückfall, weil mir der Meniskus eingerissen ist. Ich brauchte dann meine Zeit, um in den Rhythmus zu kommen und natürlich auch das Vertrauen des Trainers - auf einmal sind es dann zwei Jahre. Das war schon eine bittere und harte Zeit für mich.

Sky Sport: Haben Sie Lehren daraus gezogen?

Ziereis: Ja. Ich war schon immer jemand, der Wert auf Ernährung und genügend Schlaf gelegt hat. Ich versuche auf Gluten zu verzichten, esse keine Milchprodukte, dafür aber viel Gemüse und Fisch. Man muss auf die Rückmeldungen des Körpers hören - da sind dann auch mal Süßigkeiten oder ein Stück Kuchen erlaubt. Auch beim Schlafen richte ich mich nach meinem Körpergefühl - da sollte man sich nicht zu strikt an seinen Regeln entlanghangeln. Ich bin jedenfalls seit eineinhalb Jahren verletzungsfrei und fühle mich top.

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Sky Sport: Sie sind mittlerweile seit acht Jahren bei St. Pauli. Als Sie kamen waren Sie fast noch ein kleiner Junge. Lassen Sie die Zeit manchmal Revue passieren?

Ziereis: Ich habe ehrlich gesagt vor ein paar Tagen intensiver darüber nachgedacht und habe mich an das erste Foto erinnert, das von mir hier auf dem Trainingsplatz gemacht wurde. Die anderen Neuen waren Michael Gregoritsch, Marcel Halstenberg oder Sebastian Maier - das ist eine gefühlte Ewigkeit her. Acht Jahre später bin ich immer noch hier. Das ist im Fußball ja schon etwas Besonderes. Und ich bin stolz darauf bei so einem besonderen Verein Kapitän geworden zu sein. Wenn mir das damals einer gesagt hätte, hätte ich den ausgelacht. Ich fühle mich unheimlich wohl hier, der Verein ist mir ans Herz gewachsen. Und ich bin sehr glücklich darüber, was insbesondere in den letzten anderthalb Jahren hier gewachsen ist. Ich freue mich sehr, dass ich meinen Teil dazu beitragen und auf einem anderen Level Fußball spielen kann als die Jahre davor.

Ich habe ehrlich gesagt vor ein paar Tagen intensiver darüber nachgedacht und habe mich an das erste Foto erinnert, das von mir hier auf dem Trainingsplatz gemacht wurde. Die anderen Neuen waren Michael Gregoritsch, Marcel Halstenberg oder Sebastian Maier  - das ist eine gefühlte Ewigkeit her.
Philipp Ziereis über seine Anfänge beim FC St. Pauli

Sky Sport: Co-Trainer Loic Fave, derzeit für den Corona-erkrankten Timo Schultz hauptverantwortlich, sagt, dass er an Ihnen besonders Ihre Lernfähigkeit schätzt. Manch ein 28-Jähriger glaubt, er kann schon alles. Wie haben Sie sich dieses Credo bewahrt?

Ziereis: Eigentlich weiß doch jeder, dass man nie auslernt. Auch wenn man 35 ist, kann man noch Schritte gehen. Ich glaube, es war Noveski, der gesagt hat, bei Tuchel habe er am meisten gelernt, und da war er schon weit über 30. Ich bin mir sicher, dass ich mich immer noch weiter verbessern kann. Mit unserem Trainerteam habe ich Leute gefunden, die mein Spiel auf ein anderes Level gehoben haben. Ich mache mit Loic sehr viele Video-Einzelanalysen. Da geht es um Spielaufbau und Positionierung. Viele Details machen da am Ende entscheidende Unterschiede aus. Ich hatte immer Bock darauf, detailbesessen zu arbeiten. Und man sieht ja auch, dass es bei mir und bei uns allen fruchtet.

Sky Sport: Sie haben 151 Zweitligaspiele. Wie viele Erstligaspiele sollen am Ende Ihrer Karriere in Ihrer Vita stehen?

Ziereis: Auf jeden Fall mindestens eins. Ich habe mit meinem Bruder eine Wette laufen seit ich 14 bin. Da war ich bei Jahn Regensburg in der Jugend und er hat zu mir gesagt: Wenn du mal Bundesliga spielst, darf ich mir was aussuchen, das du mir kaufst - da habe ich eingewilligt. Er wollte einen Roller oder eine Motocross-Maschine - das war damals bei uns in. Wir sind ja auf dem Dorf aufgewachsen. Er hat in den letzten Monaten öfter mal betont, dass wir uns anstrengen sollen. Ich hoffe also, dass mindestens eins dazu kommt. Es dürfen auch gerne mehrere sein.

Auf jeden Fall mindestens eins. Ich habe mit meinem Bruder eine Wette laufen seit ich 14 bin. Da war ich bei Jahn Regensburg in der Jugend und er hat zu mir gesagt: Wenn du mal Bundesliga spielst, darf ich mir was aussuchen, das du mir kaufst - da habe ich eingewilligt. Er wollte einen Roller oder eine Motocross-Maschine - das war damals bei uns in. Wir sind ja auf dem Dorf aufgewachsen.
Ziereis auf die Frage, wie viele BL-Spiele er machen will

Sky Sport: Im Idealfall vermutlich mit St. Pauli - aber Ihr Vertrag läuft aus. Wie sieht's aus?

Ziereis: Wir haben ausgemacht, dass wir uns nach der Winterpause zusammensetzen. In der aktuellen Situation muss der Verein ja auch erstmal Planungssicherheit haben. Drei Spiele durchziehen, über Weihnachten durchatmen, und dann sprechen wir.

Sky Sport: Spricht etwas gegen eine Einigung?

Ziereis: Ich fühle mich unheimlich wohl in Hamburg und werde im Januar Papa, der Verein geht in die richtige Richtung - es spricht also nicht viel dagegen.

Sky Sport: Jetzt geht's erstmal gegen Schalke. Man hört, es gebe einen äußerst regen Nachrichtenaustausch mit Rodrigo Zalazar. Worum geht's denn da so?

Ziereis: Ich hatte bis jetzt keinen Kontakt mit ihm - aber das kann sich noch ändern. Ich kann mir vorstellen, dass die Jungs ein paar Sticheleien in seine Richtung geschickt haben - da wird aber sicher auch einiges zurückgekommen sein. Es war ein überragendes Jahr mit ihm bei St. Pauli, und er ist ein geiler Typ. Ich hoffe nur, dass er gegen uns nicht trifft.

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Sky Sport: Terodde ist nicht dabei - sind die Schalker ohne ihre Tormaschine eigentlich schwerer auszurechnen?

Ziereis: Das kann man von zwei Seiten betrachten. Ich finde es schade, denn ich habe es immer gemocht, gegen ihn zu spielen, weil der auch was einstecken kann. Das waren tolle Duelle gegen Köln, Stuttgart, Bochum - auch wenn er natürlich brandgefährlich ist. Ob es ein Vorteil ist, dass er nicht dabei ist, werden wir sehen. Unsere Vorbereitung bezieht sich aber eh meistens auf uns selbst. Wir werden auch diesmal den Fokus auf uns legen und alles versuchen, um zu gewinnen.

Sky Sport: Wie schwer ist es, auf Timo Schultz verzichten zu müssen?

Ziereis: Es ist schon komisch, wenn der Chef nicht da ist. Die Gegnervorbereitung machen aber eh meistens Loic und Fabian (Hürzeler, Anm. d. Red.) - deshalb ändert sich da nicht viel. Gegen Nürnberg haben wir es hinbekommen - das wird auch gegen Schalke nichts sein, was uns zurückwirft.

Sky Sport: Haben Sie derzeit Kontakt zu Schultz?

Ziereis: Er hat sich nach meinem Rücken erkundigt, dabei haben wir auch noch ein paar taktische Dinge besprochen. Ihm wird zu Hause auch langsam langweilig - wir nutzen die modernen Kommunikationswege.

Ihm wird zu Hause auch langsam langweilig - wir nutzen die modernen Kommunikationswege
Philipp Ziereis über den an Covid erkrankten Timo Schultz

Sky Sport: Die Unterstützung der Zuschauer ist am Millerntor ein Riesenpfund. Befürchten Sie, dass St. Pauli Schlagkraft einbüßt, wenn es wieder zu Geisterspielen kommen sollte?

Ziereis: Das Thema ist komplex. Die Gesamtsituation steht da immer über allem. Natürlich wünschen wir uns, dass Zuschauer da sind, denn das ist gibt uns tatsächlich eine unglaubliche Power. Wir haben sieben von sieben Heimspielen gewonnen - das spricht für sich.

Sky Sport: Samstagabend, Flutlicht, Millerntor, Schalke…

Ziereis: Die Abendspiele am Millerntor sind die geilsten - besonders wenn dann auch noch gerade Dom (Hamburger Kirmes) ist. Hätte vor einiger Zeit wohl keiner gedacht, dass das das Zweitliga-Topspiel am Samstagabend wird. Wir freuen uns, wir haben Bock, und werden alles raushauen. Wir sollten es aber auch ein Stück weit genießen. Letztes Jahr standen wir zu diesem Zeitpunkt mit dem Rücken zur Wand - jetzt sind wir Tabellenerster und werden versuchen ein Feuerwerk abzubrennen.

Das Interview führte Sven Töllner

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