Beim Merseyside-Derby zwischen dem FC Liverpool und dem FC Everton ging es heiß her. Gerade bei den Reds sorgten zwei Schiedrichter-Entscheidungen für Aufregung - die allerdings begründet werden können.
Das 237. Aufeinandertreffen der beiden Liverpooler Traditionsklubs brachte keinen Sieger hervor. Und doch gab es einen Verlierer: Gegen die Mannschaft von Jürgen Klopp fielen gleich zwei Schiedsrichter-Entscheidungen, die den amtierenden Meister der Premier League zu einem Einspruch bei der FA bewegt haben.
In der 5. Minute kam Virgil van Dijk kurz nach einem Eckball im Strafraum an den Ball. Doch bevor der LFC-Abwehrchef viel mit dem Leder anstellen konnte, rauschte Everton-Keeper Jordan Pickford mit gestrecktem Bein in den Niederländer und räumte diesen so brutal ab.
Pickford-Tritt eine Tatsachen-Entscheidung
Geahndet wurde dieses Einsteigen, das im Normalfall einen Strafstoß sowie die Rote Karte nach sich hätte ziehen müssen, allerdings nicht. Der Grund dafür ist einfach. Van Dijk stand bei der Hereingabe im Abseits. Damit ist das Spiel in dem Moment offiziell unterbrochen, bei welchem der Ball den Fuß des Passgebers in Richtung Spieler verpasst.
Die Frage, die sich stellt: Hätte hier der VAR wegen des übermäßig harten Einsteigens eingreifen können? Können - Ja. Müssen? Nein.
Denn auf dem Platz gilt nach wie vor die Tatsachen-Entscheidung, nach der der Schiedsrichter auf dem Platz das letzte Wort hat.
Subjektivität der Bewertung könnte Liverpool zu Gute kommen
Dieser hatte einen guten Blick auf die Situation und hat diese offensichtlich nicht im Bereich der Tätlichkeit beziehungsweise einer gefährlichen Handlung gesehen, die trotz Spielunterbrechung einen Platzverweis verursacht hätte. Dementsprechend ist die Entscheidung, den Tritt nicht zu ahnden, aus regeltechnischer Sicht vertretbar.
Die Bewertung des Einsteigens bleibt subjektiv, weshalb auch der Protest des FC Liverpool nicht komplett ertraglos sein muss. Wenn der englische Fußball-Verband FA im Nachgang mehrheitlich zu der Entscheidung gelangt, dass dieses Einsteigen eine Tätlichkeit war, kann Torwart Pickford auch nachträglich gesperrt werden. Immerhin ist eine "gefährliche Handlung" nicht von der Hand zu weisen: Van Dijk musste nach der Aktion verletzt vom Platz und wird Liverpool nach einer OP am Knie einige Zeit fehlen.
Abseits-Entscheidung korrekt? Für Hamann "sehr schlecht"
Der zweite Einspruch des Klopp-Teams galt einem Tor von Jordan Henderson kurz vor Ende der Partie. Der Treffer wurde aufgrund einer Abseitsposition von Sadio Mane aberkannt. Diese ließ sich anhand der Fernsehbilder allerdings nicht wirklich nachweisen. Der VAR jedoch verwies auf die kalibrierte Abseitslinie, erkannte das 3:2 deshalb nicht an.
Für Sky Experte Dietmar Hamann sind die beiden äußerst strittigen Entscheidungen nicht nachvollziehbar. "Ich weiß nicht, wie der VAR zu dem Schluss kam, dass Mané heute im Abseits stand und wie der Videoassistent den Angriff Pickfords auf Van Dijk nicht als Platzverweis gewertet hat." Er nannte die Entscheidungen zudem "feige" und "sehr schlecht".
Ob der englische Verband diese Meinung teilt, zeigt sich in den kommenden Tagen.