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FC Bayern News: Kaum Transfereinnahmen - woran es beim FC Bayern hakt

U23-Transfer als Sinnbild: Der Unterschied zwischen Bayern & Chelsea

Hasan Salihamidzic (l.) und Oliver Kahn (r.) sind von Neuzugang Marcel Sabitzer überzeugt.
Image: Vorstandsboss Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic müssen sich für die finanzielle Zukunft des FC Bayern etwas überlegen.  © DPA pa

Erstmals seit 1987 hat der FC Bayern keine Transfereinnahmen zu verzeichnen. Die Gründe für die historische Null sind vielschichtig, doch ein Blick zum FC Chelsea zeigt, dass es auch anders geht. Sinnbildlich dafür steht ein U23-Transfer.

Der FC Chelsea hat in der kürzlich beendeten Transferperiode insgesamt 120 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben und trotzdem am Ende ein sattes Plus von etwa 40 Millionen Euro eingeheimst. Der 115-Millionen-Euro-Transfer von Romelu Lukaku wurde damit quasi aus der just gefüllten Transferkasse gezahlt.

Aber haben die Blues durch die Abgänge an Qualität einbüßen müssen? Mitnichten. Denn der Champions-League-Sieger hat ähnlich wie Paris Saint-Germain einen cleveren Weg gefunden, neben den Geldern der Investoren weitere wertvolle Einnahmen zu generieren. Einkünfte, auf die der FC Bayern aktuell nicht zurückgreifen kann.

FC Bayern mit Transferminus

Im Sommer gaben die Münchner 57,5 Millionen Euro für neue Spieler aus, nahmen auf der anderen Seite durch Verkäufe aber keinen einzigen Cent ein. Dabei wären Erträge aus diesem Bereich durchaus willkommen, gerade in den schwierigen Corona-Zeiten, wo die Bayern einen Umsatzverlust von rund 150 Millionen Euro erwarten und besser denn je haushalten müssen. Dabei stellt die vergangene Transferperiode keine Ausnahme dar.

Auch in den vergangenen zehn Jahren hielten sich die Transfererlöse im Vergleich zu den europäischen Konkurrenten in Grenzen. Die Bayern haben im Durchschnitt pro abgegebenen Spieler (Leihen sind hier nicht berücksichtigt) circa 5,8 Millionen Euro Ablöse eingenommen.

ZUM DURCHKLICKEN: Die Klubs mit den meisten Transfereinnahmen seit 2011

  1. 37.| FC Bayern München, 372,00 Mio. Euro
    Image: 37.| FC Bayern München - 372,00 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Douglas Costa für 40 Mio. Euro zu Juventus Turin (2018/19). © Imago
  2. 31.| Manchester United - 426,20 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Romelu Lukaku für 74 Mio. Euro zu Inter Mailand.
    Image: 31.| Manchester United - 426,20 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Romelu Lukaku für 74 Mio. Euro zu Inter Mailand (2019/20). © Imago
  3. 26.| FC Arsenal, 467,74 Mio. Euro
    Image: 26.| FC Arsenal - 467,74 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Alex Oxlade-Chamberlain für 38 Mio. Euro zum FC Liverpool (2017/18). © Imago
  4. 25.| Bayer Leverkusen, 474,21 Mio. Euro
    Image: 25.| Bayer Leverkusen - 474,21 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Kai Havertz für 80 Mio. Euro zum FC Chelsea (2020/21). © Imago
  5. 21.| Manchester City - 540,51 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Leroy Sane für 45 Mio. Euro zum FC Bayern München.
    Image: 21.| Manchester City - 540,51 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Leroy Sane für 45 Mio. Euro zum FC Bayern München (2020/21). © Imago
  6. 14.| FC Liverpool, 656,07 Mio. Euro
    Image: 14.| FC Liverpool - 656,07 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Philippe Coutinho für 135 Mio. Euro zum FC Barcelona (2017/18). © Imago
  7. Romelu Lukaku spielt seit 2019 für Inter Mailand, von 2011 bis 2014 stand er beim FC Chelsea unter Vertrag.
    Image: 10.| Inter Mailand, 799,20 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Romelu Lukaku für 115 Mio. Euro zum FC Chelsea (2021/22). © Imago
  8. 9.| AS Rom, 849,42 Mio. Euro
    Image: 9.| AS Rom, 849,42 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Alisson Becker für 62,5 Mio. zum FC Liverpool (2018/19). © Imago
  9. 8.| Borussia Dortmund, 882,52 Mio. Euro
    Image: 8.| Borussia Dortmund, 882,52 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Ousmane Dembele für 135 Mio. Euro zum FC Barcelona (2017/18). © Imago
  10. Zidane spricht über eine mögliche Rückkehr von Ronaldo.
    Image: 7.| Real Madrid, 906,45 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Cristiano Ronaldo für 117 Mio. Euro zu Juventus Turin (2018/19). © Imago
  11. In Paris fühle er sich wohl, wisse aber noch nicht, was im nächsten Sommer passiert. Neymar könnte dann zu seinem Freund Lionel Messi nach Barcelona wechseln – und das ablösefrei. Die beiden sind in stetigem Kontakt.
    Image: 6.| FC Barcelona, 964,20 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Neymar für 222 Mio. Euro zu Paris Saint-Germain (2017/18). © Imago
  12. 5.| AS Monaco, 977,90 Mio. Euro
    Image: 5.| AS Monaco - 977,90 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Kylian Mbappe für 145 Mio. Euro zu Paris Saint-Germain (2018/19). © Imago
  13. 4.| Juventus Turin, 997,05 Mio. Euro
    Image: 4.| Juventus Turin - 997,05 Mio. Euro, teuerster Verkauf: Paul Pogba für 105 Mio. Euro zu Manchester United (2016/17). © Imago
  14. Antoine Griezmann könnte im Sommer zu Atletico Madrid zurückkehren.
    Image: 3.| Atletico Madrid, 1,03 Mrd. Euro, teuerster Verkauf: Antoine Griezmann für 120 Mio. Euro zum FC Barcelona (2019/20). © DPA pa
  15. 2.| Benfica Lissabon, 1,07 Mrd. Euro
    Image: 2.| Benfica Lissabon, 1,07 Mrd. Euro, teuerster Verkauf: Joao Felix für 127,2 Mio. Euro zu Atletico Madrid (2019/20). © Imago
  16. 1.| FC Chelsea, 1,09 Mrd. Euro
    Image: 1.| FC Chelsea, 1,09 Mrd. Euro, teuerster Verkauf: Eden Hazard für 115 Mio. Euro zu Real Madrid (2019/20). © Imago

Transfereinnahmen: Bayern abgeschlagen

Zum Vergleich: Der FC Chelsea hat durchschnittlich 10,1 Millionen Euro eingenommen, rechnet man den Mega-Transfer von Eden Hazard (wechselte 2019 für 115 Mio. € zu Real Madrid) noch heraus, dann sind es immer noch neun Millionen Euro.

Überhaupt: In puncto Transfereinnahmen der vergangenen zehn Jahre rangiert der FC Bayern nur auf Platz 38*. Warum aber schaffen sie es nicht, die Einnahmen auf das Top-Niveau der anderen Klubs zu hieven? Die Gründe dafür sind vielschichtig.

Mehr dazu

Wiederholt sich der Fall Alaba?

Zunächst haben sie in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass sie nicht unbedingt verkaufen müssen, wenn sie nicht wollen. Auch wenn man am Ende Gefahr läuft, Geld zu verlieren. Mit David Alaba ist zum Beispiel ein Spieler ablösefrei gegangen, dessen Marktwert im Juli bei 54 Millionen Euro lag. Dieser Geldregen hätte die Einnahmeseite durchaus aufpoliert.

Eine ähnliche Gefahr droht den Münchnern nach dieser Saison auch bei Niklas Süle oder Corentin Tolisso, sollten keine Vertragsverlängerungen zustande kommen. Auch Jerome Boateng und Javi Martinez, für die es auch 2020 schon einen Markt gegeben hätte, hat man ablösefrei ziehen lassen.

Zum Transfer Update: Alle Wechsel, alle Gerüchte
Zum Transfer Update: Alle Wechsel, alle Gerüchte

In unserem täglichen Liveblog halten wir Euch über alle Gerüchte und fixe Transfers auf dem Laufenden.

Und dass beispielsweise die Verhandlungen mit Kingsley Coman stocken, dessen Vertrag 2023 erst ausläuft, bewirkt das Gegenteil einer Marktwertsteigerung. Auch hier werden sich die Münchner überlegen müssen, ob sie einen Spieler seines Kalibers nicht lieber 2022 gegen Geld abgeben, sollte sich keine Verlängerung andeuten.

An der Maxime der Vergangenheit, dass der FC Bayern kein Verkaufsklub sei, wolle man künftig nicht bedingungslos festhalten. Die Situation durch die Corona-Pandemie sei "einfach nicht mehr vergleichbar mit der Situation davor", sagte Oliver Kahn kürzlich: "Man muss als Klub eine Philosophie haben und entsprechende Entscheidungen treffen. Bei uns gibt es eben eine Grenze."

Nicht jeder hochpreisige Transfer sitzt

Ein weiterer Grund ist, dass die Bayern - wie auch andere größere Klubs - das Risiko tragen, dass ihre hochpreisigen Transfers sich nicht auszahlen und sie am Ende mit Verlusten verkaufen müssen. Prominente Beispiele sind Renato Sanches, Medhi Benatia und Mario Götze, die für viel Geld verpflichtet wurden und einige Jahre später für deutlich weniger Geld wieder verkauft wurden.

Eine andere Eigenschaft, die beim FC Bayern deutlich ausgeprägter ist als bei so manch anderem Top-Klub, ist, dass die Münchner verdienten Spielern so wenig Steine wie möglich in den Weg legen wollen, wenn diese sich dazu entscheiden, den Verein zu verlassen. Daraus resultieren ebenfalls geringere Ablösesummen bei den Verkäufen wie zum Beispiel bei Thiago (22 Mio. € Ablöse) oder Mario Gomez (15,5 Mio. €).

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Transfer Update: Leroy Sane - ein teurer Flop? Das Pro und Contra zu Leroy Sane (Videolänge: 21 Min.).

Bayern wird junge Reservisten nicht los

Dazu bringt sich der deutsche Branchenprimus auch gerne selbst durch das eigene Verhalten in eine schwierige Verhandlungsposition und drückt dadurch die Einnahmen. So wurden Toni Kroos (25 Mio. €) nach einem Disput zu dessen Gehaltswünschen oder Juan Bernat (fünf Mio. €) nach öffentlichen und in der Wortwahl kritischen Äußerungen deutlich unter Wert verkauft.

Und dann sind da noch die jungen Spieler, die sich beim FC Bayern einfach nicht durchsetzen können, aber sich auch bei ihren Leihstationen oder in der zweiten Mannschaft nicht empfehlen, um ihren Marktwert zu steigern. Aktuell sind das zum Beispiel Michael Cuisance, Adrian Fein, Joshua Zirkzee oder Marc Roca. Bayern setzte große Hoffnungen in die begabten Youngster, überzeugen konnte bisher jedoch keiner.

PSG und Chelsea verkaufen junge Spieler am laufenden Band

Dagegen haben es sich Vereine wie Chelsea oder Paris Saint-Germain zum Geschäftsmodell gemacht, junge, talentierte Spieler auszubilden, sie gegen Gebühr zu verleihen und im Anschluss für verhältnismäßig viel Geld weiterzuverkaufen.

Viele dieser Talente haben von vornherein keine Chance, sich in den von Stars nur so platzenden Kadern durchzusetzen. Das Niveau der Leistungszentren ist aber so hoch, dass die Klubs locker Abnehmer in zahlungskräftigen Vereinen finden. Wie bei Marc Guehi, 21 Jahre alt. Der Innenverteidiger aus Chelseas U23-Mannschaft hat nur zwei Pflichtspiele für die Profis absolviert und ist kürzlich für 23 Millionen Euro zu Crystal Palace gewechselt.

ZUM DURCHKLICKEN: Die Abgänge des FC Chelsea 2021/22

  1. Michy Batshuayi - für eine Leihgebühr von 150.000 € zu Besiktas
    Image: Michy Batshuayi - für eine Leihgebühr von 150.000 € zu Besiktas © DPA pa
  2. Emerson: Der Linksverteidiger hatte schon unter Lampard einen schweren Stand, nun konnte er auch vom Trainerwechsel nicht profitieren. Sammelte nur im FA Cup gegen den FC Barnsley Einsatzminuten, ansonsten ist er weiter außen vor.
    Image: Emerson - für eine Leihgebühr bon 500.000 € zu Olympique Lyon © Getty
  3. Kenedy (r.) - für eine Leihgebühr von 500.000 € zu Flamengo
    Image: Kenedy (r.) - für eine Leihgebühr von 500.000 € zu Flamengo © DPA pa
  4. Oliver Giroud halbiert seine Nummer 18 vom FC Chelsea beim AC Mailand.
    Image: Oliver Giroud - für 1 Mio. € zum AC Milan © DPA pa
  5. Pierre Ekwah - für 1,4 Mio. € zur U23 von West Ham United
    Image: Pierre Ekwah - für 1,4 Mio. € zur U23 von West Ham United © DPA pa
  6. Myles Peart-Harris - für 1,5 Mio. € zum FC Brentford
    Image: Myles Peart-Harris - für 1,5 Mio. € zum FC Brentford © DPA pa
  7. Dynel Simeu - für 1,75 Mio. € zur U23 des FC Southampton
    Image: Dynel Simeu - für 1,75 Mio. € zur U23 des FC Southampton © DPA pa
  8. Lewis Bate (h.) - für 1,75 Mio. € zur U23 von Leeds United
    Image: Lewis Bate (h.) - für 1,75 Mio. € zur U23 von Leeds United © DPA pa
  9. Tiemoue Bakayoko - für eine Leihgebühr von 2 Mio. € zum AC Milan
    Image: Tiemoue Bakayoko - für eine Leihgebühr von 2 Mio. € zum AC Milan © DPA pa
  10. Ike Ugbo - für 3,5 Mio. € zu KRC Genk
    Image: Ike Ugbo - für 3,5 Mio. € zu KRC Genk © DPA pa
  11. Victor Moses: Der Nigerianer war zuletzt an Spartak Moskau ausgeliehen und wird fest dorthin für eine Ablöse von fünf Millionen Euro wechseln.
    Image: Victor Moses - für 5 Mio. € zu Spartak Moskau © Getty
  12. Valentino Livramento (l.) - für 5,9 Mio. € zum FC Southampton
    Image: Valentino Livramento (l.) - für 5,9 Mio. € zum FC Southampton © DPA pa
  13. Davide Zappacosta
    Image: Davide Zappacosta - für 9 Mio. € zu Atalanta Bergamo  © Getty
  14. Marc Guehi - für 23,34 Mio. € zu Crystal Palace
    Image: Marc Guehi - für 23,34 Mio. € zu Crystal Palace  © DPA pa
  15. Platz 8: AC Mailand: Ausgaben: 58,1 Millionen Euro, Einnahmen: 3,5 Millionen Euro, Bilanz: 54,6 Millionen Euro
    Image: Fikayo Tomori - für 29,2 Mio. € zum AC Milan © Imago
  16. Kurt Zouma: Der französische Innenverteidiger ist einer der Verlierer des Trainerwechsels. Unter Lampard noch Stammspieler, absolvierte er unter Tuchel nur drei von möglichen zwölf Pflichtspielen.
    Image: Kurt Zouma - für 35 Mio. € zu West Ham United © Getty
  17. 7. Tammy Abraham: Vom FC Chelsea zur AS Rom für 40 Mio. Euro
    Image: Tammy Abraham - für 40 Mio. € zur AS Rom © DPA pa

Auch Paris Saint-Germain hat in der Vergangenheit aus jungen Talenten schon ordentlich Kohle geschöpft. Moussa Diaby (15 Mio. €), Christopher Nkunku (13 Mio. €), Jean-Kevin Augustin (16 Mio. €), Timothy Weah (10 Mio. €) oder Yacine Adli (5,5 Mio. €) sind Beispiele für PSG-Talente, die sich nie oder nicht auf Dauer beim Pariser Nobel-Klub durchsetzen konnten und in jungen Jahren für gutes Geld verkauft werden konnten.

Zudem enthalten die Geschäftsmodelle von PSG und Chelsea noch zahlreiche Leihgeschäfte, die immer wieder einstellige Millionenbeträge pro Spieler in die Kasse spülen.

Bayern hat mehr Probleme mit Transferminus

Das schlägt sich dann in Abrechnungen wie der Transferbilanz der vergangenen zehn Jahre wieder. Diese ist zwar nur ein Teil des Großen und Ganzen, kann aber einen wichtigen Einfluss für Klubs wie den FC Bayern haben. PSG, Chelsea, Manchester City und Co. können sich ein negatives Saldo aufgrund externer Zugaben besser leisten. Wenn der FC Bayern aber über zehn Jahre ein Transferminus von 412 Millionen Euro erwirtschaftet, dann macht es den internationalen Konkurrenzkampf nicht leichter.

Mit dem Ende von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hat beim FC Bayern eine neue Ära begonnen. Man darf gespannt sein, welche Philosophie Oliver Kahn und Herbert Hainer künftig verfolgen werden.

*Zahlen stammen von transfermarkt.de

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