Jamal Musiala hat zum Saisonauftakt mit seinen Auftritten begeistert. Für die Sky Experten war das jedoch erst der Anfang.
Für die Frankfurter ging das alles zu schnell. Jamal Musiala setzte sich gegen zwei Gegenspieler durch, spielte den Ball in die Spitze auf Sadio Mane und startete direkt Richtung Strafraum durch, um dort den Ball wenig später im Eintracht-Tor zu versenken.
Es war Musialas zweiter Treffer beim 6:1-Sieg. Der 19-Jährige vom FC Bayern führt damit die Torschützenliste der Bundesliga zusammen mit Karim Onisiwo vom FSV Mainz 05 an. Bereits im Supercup gegen RB Leipzig war ihm ein Tor gelungen.
Damit hat Musiala schon eines seiner vor der Saison gesetzten persönlichen Ziele erfüllt: "Ich will mich weiterentwickeln, mehr Spielzeit kriegen, mehr Tore schießen. Ich möchte generell mein ganzes Spiel nach vorne bringen - und gefährlicher werden", hatte er sich vorgenommen.
Nagelsmann verleiht Prädikat Weltklasse
Vor der Saison stand keinesfalls fest, dass er einen Stammplatz im mit Stars so üppig besetzten Bayern-Team erobern würde. In der vergangenen Saison bestritt Musiala zwar 30 Partien, spielte aber nur zwölfmal von Beginn an.
Die Vorbereitung nutzte er jedoch, um an seinen Schwächen zu arbeiten, die vor allem in der Defensivarbeit lagen. Im Supercup gegen Leipzig war von diesem Defizit nichts mehr zu sehen.
Sein Coach geriet deshalb nach dem Spiel ins Schwärmen: "Jamal muss man hervorheben, er hat es unfassbar gut gemacht. Das war heute Weltklasse. Mit dem Ball ist er sowieso herausragend, aber auch defensiv hat er an Verlässlichkeit hinzugewonnen. Er hat auch da toll mitgemacht. Wenn er so spielt, ist er nicht aus der Mannschaft wegzudenken", hielt Julian Nagelsmann fest.
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Hoffmann: Musiala kann Weltfußballer werden
Mit 19 Jahren bereits das Prädikat Weltklasse - wohin soll das noch führen?
Für Sky Reporter Torben Hoffmann, der Musiala seit seinen Anfängen beim FC Bayern begleitet, ist die Sache klar: "Er bringt ja schon unfassbare Qualitäten mit: Erster Ballkontakt, seine Technik, sich auf engstem Raum behaupten zu können, Geschwindigkeit. Trotzdem ist da noch Entwicklungspotenzial nach oben. Wenn die Entwicklungskurve so weiter nach oben geht, dann traue ich ihm zu, dass er sogar Weltfußballer werden kann."
Matthäus: "Irgendwann mal der Beste der Beste"
Weltfußballer? Auf den Spuren eines Lionel Messi oder Zinedine Zidane? Einer der es wissen muss, ist Lothar Matthäus, der 1991 als bislang einziger Deutscher zum Weltfußballer gewählt wurde.
Der Sky Experte glaubt fest daran, dass Musiala irgendwann sein Nachfolger auf diesem Thron werden kann.
"Er hat Möglichkeiten auf allerhöchstem Niveau den gewissen Unterschied zu machen. Handlungsschnelligkeit, Fußball-Intelligenz, Geschwindigkeit, Technik, Dribbling, Torgefahr, Auge für den Mitspieler, Durchsetzungsvermögen und was mir vor allem imponiert, dass er viele Situationen wahrnimmt, bevor er den Ball bekommt und das vor allem im Spiel nach vorne. Kurzum, er hat die Möglichkeit und das Potenzial auch dadurch, dass er in einem Top-Verein spielt, irgendwann mal der Beste der Besten zu sein."
Musiala hebt nicht ab
Das Umfeld beim FC Bayern ist für Musiala laut Hoffmann ideal: "Er hat auch noch Führungsspieler neben sich, die ihn an die Hand nehmen. Er hat mit Julian Nagelsmann einen Trainer, der es in der Vergangenheit bewiesen hat, junge Talente voranbringen zu können."
Nagelsmann achtet bei seinen Spielern vor allem auch auf die menschliche Komponente. Und die passt bei Musiala.
"Er ist ein super Kerl, sehr freundlich und wissbegierig. Er neigt nicht dazu, Höhenluft zu haben oder komische Gedanken zu fassen. Er wurde gelobt - zu Recht. Das ist auch okay. Ich habe nicht das Gefühl, dass er abhebt", sagte Nagelsmann über den Youngster auf der Pressekonferenz vor dem Frankfurt-Spiel.
Früh raus aus der Komfortzone
Als Grund für diese Charakterstärke nannte Musiala im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk seinen persönlichen Werdegang: "Aus meiner Komfortzone schon in jungen Jahren zu kommen, hat mich als Mensch größer gemacht."
Nach neun Jahren in England kehrte er 2019 als 16-Jähriger nach Deutschland zurück. Eine Herausforderung, wie Musiala rückblickend erzählt: "Als ich nach Bayern gezogen bin, war das auch nicht leicht, weil Chelsea war wie meine Komfortzone. Da waren alle meine Freunde, wir waren eine Familie. Ich wusste nicht, was auf mich zukommt hier in Deutschland."
Fuss: "Ein Typ wie Iniesta"
Trotz seiner für sein Alter ungewohnten Reife spielt Musiala aber immer noch mit einer Art jugendlichen Unbekümmertheit. "Er hat ein ganz großes Selbstverständnis in seinem Spiel. Er ist technisch hochbegabt, er kann alles. Der entscheidende Punkt ist, dass er sich selbst noch nicht gewahr ist, wer oder was bin ich. Er macht es aus sich heraus", beschreibt Sky Topspiel-Kommentator Wolf Fuss diese besondere Eigenschaft Musialas.
Technisch herausragend, Spielintelligenz, keine Schwächen - Fuss muss spontan an einen früheren Barca-Star denken: "Ein Typ wie Iniesta."
Andres Iniesta zog 16 Jahre lang die Fäden im Mittelfeld des FC Barcelona und schoss Spanien 2010 im Finale gegen die Niederlande zum Weltmeistertitel.
Das Potenzial zum nationalen Helden sieht Matthäus auch bei Musiala: "Mit Musialas Fähigkeiten kann in Zukunft auch die deutsche Nationalmannschaft bei großen Turnieren wieder um den Titel spielen", schrieb er kürzlich in seiner Sky-Kolumne.
Weltfußballer, WM-Held. "Alles ist möglich," prophezeit Sky Experte Didi Hamann.