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FC Barcelona: Philippe Coutinho mit Neuanfang bei Aston Villa

Der kleine Magier, der nicht (mehr) zaubert

Philippe Coutinho spielt in der Rückrunde für Aston Villa.
Image: Philippe Coutinho spielt in der Rückrunde für Aston Villa.  © DPA pa

In England wurde Philippe Coutinho einst der Spitzname Little Magician gegeben. Dort will er seine Karriere wieder in Schwung bringen. Doch nicht bei einem Topteam, sondern bei Aston Villa, dem Tabellen-13. der Premier League. Dies hat Gründe, denn der kleine Magier zaubert nicht mehr.

Wer weiß, wie die Karriere von Philippe Coutinho verlaufen wäre, wenn er im Mai 2017 auf Jürgen Klopp gehört hätte: "Wenn du hier bleibst, wird man dir zu Ehren eine Statue errichten. Geh woanders hin, nach Barcelona, zu Bayern München, zu Real Madrid, und du wirst nur ein weiterer Spieler sein. Hier kannst du etwas mehr sein", warnte ihn sein damaliger Coach vor einem Wechsel.

Liverpool-Fans feiern den "kleinen Magier"

Seinerzeit war der kleine Magier, wie ihn die Liverpool-Fans liebevoll tauften, ein gefragter Mann. Zahlreiche Topklubs wollten Liverpools Topscorer gerne verpflichten, vor allem der FC Barcelona wurde immer wieder mit Coutinho in Verbindung gebracht. Dabei hatte der Edeltechniker erst kurz zuvor seinen Vertrag bei den Reds verlängert und schien dort glücklich:

"Jeder Spieler fühlt sich geehrt, für diesen großartigen Klub und für diesen großartigen Trainer zu spielen. Seit ich hier bin, wurde ich von den Fans und jedem im Klub mit offenen Armen empfangen. Das ist ein wichtiger Faktor, wenn du dich dafür entscheidest, hier für eine längere Zeit zu bleiben - und das hat bei meiner Vertragsverlängerung eine sehr große Rolle gespielt. Ich und meine Familie fühlen uns in dieser Stadt zuhause, wir fühlen uns als Teil dieser Stadt. Das ist ein sehr wichtiger Tag für mich, meine Frau und meine Tochter. Ich bin glücklich", erklärte Coutinho, als er im Januar 2017 in Liverpool bis 2022 verlängerte.

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Coutinho will unbedingt zu Barca

Doch als Barca Neymar im Sommer 2017 nach Paris weiterziehen lassen musste, wurden die Avancen der Katalanen stärker und der Spielmacher wurde schwach. Coutinho reichte per Mail offiziell seinen Wechselwunsch ein, den der Klub aber postwendend öffentlich ablehnte.

"Wir möchten hiermit unsere Position bezüglich eines möglichen Transfers von Philippe Coutinho klarstellen. Der endgültige Standpunkt des Klubs ist, dass keine Angebote für Philippe in Betracht gezogen werden und er noch ein Mitglied des FC Liverpool sein wird, wenn das Sommertransferfenster schließt", so die deutliche Ansage. Auch als der Spielmacher anschließend von "Rückenproblemen" heimgesucht wurde, blieben die Reds hart und Barca verpflichtete schließlich Ousmane Dembele von Borussia Dortmund als Neymar-Ersatz.

Coutinho zauberte also vorerst weiter für Liverpool und demonstrierte in der Hinrunde 2017/18 auch seine ganze Klasse. In der Premier League und der Champions League kam er in 19 Spielen auf beeindruckende zwölf Treffer und acht Assists - und wechselte im Winter schließlich doch nach Barcelona. Die Katalanen hatten ihr Angebot noch einmal deutlich erhöht und machten Coutinho zum damals zweitteuersten Fußballer der Welt. 135 Millionen Euro plus Boni ließen sich die Spanier die Dienste des kleinen Magiers kosten, der fortan an der Seite von Lionel Messi für Spektakel im Camp Nou sorgen sollte.

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Coutinho gewinnt Titel, überzeugt aber nicht

Tatsächlich fand sich Coutinho in Barcelona schnell zurecht und spielte mit sieben Toren und genauso vielen Vorlagen in 18 LaLiga-Spielen eine ordentliche Rückrunde. Es sollte seine beste Zeit bei den Blaugrana bleiben, denn in der folgenden Spielzeit klappte bei Coutinho wenig. Der Gestalter blühte im Schatten Messis nicht so auf wie erhofft und suchte vergeblich seine Rolle im Barca-Spiel. Zwar gewann Coutinho mit Barcelona in beiden Saisons jeweils die spanische Meisterschaft, aber letztlich hatten sich alle Parteien mehr von dem Deal versprochen und Coutinho war entbehrlich.

Es kam den Katalanen nur recht, dass der FC Bayern damals auf der Suche nach Verstärkungen für die Offensive war. Die Münchner liehen Coutinho schließlich für eine Saison gegen ene Leihgebühr von 8,5 Millionen Euro aus und übernahmen auch das komplette Gehalt. Zudem wurde eine Kaufoption in Höhe von 120 Millionen Euro verhandelt. Beim Branchenprimus der Bundesliga war man entzückt über den neuen Superstar.

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FC Bayern freut sich über Transfercoup

Karl-Heinz Rummenigge frohlockte: "8,5 Millionen ist irgendwo auch ein Freundschaftspreis. Wir haben uns glücklicherweise auf einen Betrag einigen können, der aus Sicht des FC Bayern günstig erscheint. Wir haben eine einseitige Kaufoption, die nicht preiswert ist. Ich schließe nicht aus, dass das nicht auch eine langjährige Partnerschaft werden kann." Und weiter: "Wir haben uns seit einiger Zeit mit Coutinho befasst. Wir sind sehr glücklich darüber, dass er jetzt da ist. Mit Philippe bekommen wir einen Spieler, der für seine exzellente Technik und seinen Offensivgeist bekannt ist."

Hasan Salihamidzic betitelte Coutinho als "Weltklassespieler mit sehr großen Fähigkeiten", die der Brasilianer in seiner einzigen Spielzeit in der Bundesliga aber nur phasenweise demonstrierte. Gegen Werder Bremen beispielsweise gelangen ihm beim 6:1-Kantersieg drei Treffer und zwei Assists und er heimste anschließend fleißig Lob von allen Seiten ein:

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"Das war sein Spiel heute. Mit dem Ball, mit seinen Bewegungen, wie er das gemacht hat, war überragend. Wir brauchen so einen Spieler", lobte Robert Lewandowski, während David Alaba einfach nur von "Weltklasse" sprach. Und Salihamidzic ergänzte: "Da sieht man, was in ihm steckt. Das ist heute wirklich hervorragend gewesen, wie er gespielt hat, wie er sich bewegt hat, wie er auch körperlich gespielt hat. Ich freue mich unheimlich für ihn, dass der Knoten geplatzt ist."

Knoten platzt auch in München nicht

Doch so richtig geplatzt ist der Knoten letztlich doch nicht. Zwar können sich Coutinhos Zahlen beim deutschen Rekordmeister durchaus sehen lassen, denn in 23 Bundesligaspielen gelangen ihm acht Tore und zehn Vorlagen. Hinzu kommen drei Treffer und vier Assists in zwölf Partien in der Königsklasse. Doch wirklich überzeugen konnte Coutinho während seiner Münchner Zeit selten. Auf der Zehn kam er meist an Thomas Müller nicht vorbei und auf dem Flügel konnte er seine Stärken nicht so ausspielen wie gewünscht. So war frühzeitig klar, der Brasilianer trotz des Gewinns des Triples wieder zurück nach Barcelona muss.

Dort hatte mittlerweile mit Ronald Koeman ein neuer Trainer das Sagen und der Niederländer hielt große Stücke auf Coutinho. Generell freute sich der Klub auf den Rückkehrer, der mit drei Vorlagen sein Können beim 8:2-Spektakel der Münchner gegen Barca aufblitzen ließ. Doch Verletzungen und Formschwankungen warfen den mittlerweile 29-Jährigen immer wieder zurück, so dass er nur auf zwölf Ligaeinsätze und zwei Treffer kommt.

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Resultat: Coutinho sollte unbedingt verkauft werden, doch es fand sich kein Abnehmer und so startete der Offensivgeist vor dieser Spielzeit einen weiteren Anlauf in Barcelona. Dieses Mal aber ohne Superstars wie Lionel Messi oder Antoine Griezmann, dafür aber vielen Youngstern wie Ansu Fati, Pedri oder Gavi, denen Coutinho mit seiner Erfahrung Halt geben sollte. Doch die Magie des Brasilianers scheint längst verflogen, denn überzeugen kann er nur selten und der neue Trainer Xavi setzte am Ende fast gar nicht mehr auf ihn. Am Ende kam er in 106 Spielen für Barca nur auf 25 Tore und 14 Assists.

Leihe nach England

Nun also die Leihe in die Premier League zu Aston Villa und Trainer Steven Gerrard. Mit diesem hatte er einst in Liverpool noch 80 Mal gemeinsam geglänzt und die Reds-Legende freut sich auf seinen neuen Spielmacher: "Du bekommst den Spitznamen kleiner Magier nicht, wenn du kein besonderer Fußballer bist", schwärmte Gerrard, als der Deal verkündet wurde.

Laut Medienberichten übernimmt der Premier-League-Klub daher auch rund zwei Drittel des üppigen Gehalts. Eine Kaufoption in Höhe von 40 Millionen gibt es auch. Ob diese wirklich gezogen wird, ist noch offen. Gerrard ist vom Neuzugang aber absolut überzeugt:

"Er ist ein wunderbarer Fußballer. Gemeinsam mit Coutinho auf dem Platz zu stehen, war eine großartige Erfahrung. Denn er war auf einem Niveau, auf dem sich nur wenige befinden. Seine Vorstellungskraft, seine Kreativität, seine Geistesblitze sind unglaublich. Sein Name spricht für sich selbst", so der Coach selbstbewusst.

Letzte Chance für Coutinho?

Doch was steckt wirklich noch hinter dem Namen Philippe Coutinho? Rückblickend muss man feststellen, dass Klopp mit seiner Warnung recht hatte. Tatsächlich war der Rechtsfuß in Barcelona und München nur "ein weiterer Spieler". Gerrard hofft nun, dass Coutinho bei den Villans wieder zu dem Akteur wird, dem man zu Ehren eine Statue errichten möchte.

Ob diese in Birmingham aber tatsächlich noch mal gebaut wird, erscheint nach den Eindrücken der letzten Jahre eher unwahrscheinlich. Der kleine Magier zaubert einfach nicht mehr, doch vielleicht hat Coutinho noch ein Ass im Ärmel. Bei Zauberern ist schließlich alles möglich...

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