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FC Arsenal und SSC Neapel auf dem Weg zur Meisterschaft

Arsenal & Neapel: Zwei Überraschungen im Gleichschritt zum Titel?

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Image: Holen sich Arsenal und Neapel im Gleichschritt den Titel?  © Imago

In England und Italien brillieren mit Arsenal und Napoli zwei Überraschungsmannschaften und können die amtierenden Meister vom Thron stoßen. Die jeweiligen Erfolgsgeschichten haben große Ähnlichkeiten.

Die letzte Meisterschafts-Trophäe ist sowohl im roten Teil Londons als auch am Fuße des Vesuvs schon ordentlich eingestaubt, doch bald könnten die Vitrinen neuen Glanz erhalten. Der FC Arsenal und SSC Neapel sind auf dem besten Weg zu ihrer ersten Meisterschaft nach einer langen Durststrecke.

Arsenal und Neapel im Gleichschritt

Es liest sich wie eine Kopie: Beide stehen nach 18 Spielen mit 47 Punkten auf Platz eins, beide haben eine Bilanz von 15 Siegen, zwei Unentschieden und nur einer Niederlage. Auch das Torverhältnis ist fast identisch, Arsenal steht bei 42:14, Neapel hat zwei Tore mehr geschossen.

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Arsenal gewann zuletzt 2020 den FA Cup, Neapel im gleichen Jahr den italienischen Pokal - es war der letzte große Titel beider Mannschaften. Die letzte Meisterschaft liegt bei beiden lange zurück, 1990 krönte sich Neapel zuletzt zum Meister, Arsenal holte 2004 - damals sogar ohne Niederlage - den Premier-League-Titel. Das kann sich nun ändern. Auch, weil beide Mannschaften auf dem Weg zu ihrem Erfolg andere Wege als ihre Konkurrenz gegangen sind.

Neapel überrollt Juve

Der fulminante 5:1-Erfolg gegen Juventus versetzte Napoli endgültig in Ekstase. Jeder träumt vom Titel, dem ersten seit 1990 aus der Ära von Diego Maradona. Mit offenem Visier und attraktivem Offensivspiel überrollten die Azzurri den einstigen Serienmeister, das sei, so Trainer Luciano Spalletti, "mehr ein Zeichen für uns selbst, weil wir vielleicht immer daran zweifeln, dass wir nicht auf diesem Niveau sind."

Das Niveau eines Spitzenteams haben sie erreicht, das bewiesen sie in der aktuellen Saison bereits mehrfach, schlugen den amtierenden Meister AC Milan im September und beendeten die Champions-League-Gruppenphase vor Vorjahresfinalist Liverpool auf Platz eins.

"Die große Schönheit" in Neapel

"La grande bellezza", die große Schönheit, wird das Spiel der Neapolitaner von der italienischen Presse genannt. Mit offensivem, attraktiven Power-Fußball begeistert die Mannschaft von Trainer Spalletti die Fans - und lässt sie träumen. Klar fällt in Neapel sofort der Name Maradona, in seinem Beisein gewannen die Azzurri das letzte Mal die italienische Meisterschaft, nach 32 Jahren könnte es nun wieder soweit sein. Dabei ist vieles anders als noch zu Zeiten Maradonas.

Mehr Fußball

Statt gestandenen Weltstars liefen die jetzigen Leistungsträger der SSC Neapel lange Zeit unter dem Radar. Victor Osimhen spielte einst in Wolfsburg in der Relegation, erzielte kein einziges Tor für den VfL und blühte erst in Frankreich auf, bevor die Süditaliener ihn für immerhin 75 Millionen Euro verpflichteten. Aktuell ist er mit zwölf Toren Top-Torschütze der Serie A. Im Schnitt trifft der nigerianische Stürmer alle 96 Minuten.

Die größte Entdeckung ist aber Khvicha Kvaratskhelia, der im letzten Sommer aus der georgischen Liga nach Italien wechselte und bereits auf 16 Scorer kommt. Doch nicht einzelne Spieler sind die großen Shootingstars, beim SSC Neapel ist das Mannschaftsgefüge, der Zusammenhalt, der große Star. Genau deswegen sind die Neapolitaner so erfolgreich in der aktuellen Saison.

Arteta mit schwerem Einstand

Gleiches ist im 1.600 Kilometer entfernten London zu beobachten. Mikel Arteta ist mit dem aktuellen Erfolg der Gunners wohl das Paradebeispiel, was möglich sein kann, wenn man einem Trainer in der schnelllebigen Fußballbranche die nötige Zeit gibt. Einst unter Pep Guardiola als Trainer-Assistent aus- und weitergebildet, übernahm der Spanier im Dezember 2019 das Amt als Cheftrainer beim FC Arsenal.

Es folgten zwei Saisons, die man als Liga-Achter abschloss, zwar 2020 immerhin mit dem FA-Cup-Triumph, aber dennoch viel zu wenig für einen Verein, der einst als Dauergast in der Champions League vertreten war. Die allermeisten Trainer hätten längst ihren Hut nehmen müssen, doch die Gunners hielten an Arteta und der Idee der großen vereinsinternen Umstrukturierung fest.

Arteta: "Meine Philosophie ist klar"

Alternde Profis wie die deutschen Shkodran Mustafi oder Mesut Özil mussten gehen, junge Talente sollen stattdessen die Zukunft gestalten. "Meine Philosophie ist klar", so der Arsenal-Coach. "Zunächst muss jeder zu 120 Prozent engagiert sein. Wer das nicht ist, spielt bei mir nicht."

Die Disziplin auf und neben dem Platz, gepaart mit der Mentalität und dem Willen sich stetig zu verbessern, hat Arteta seiner Mannschaft eingepflanzt. "Ausdrucksstarken Fußball" will der Spanier spielen, im Pep-Stil das Spiel diktieren und das Angriffsspiel mit Kreativität und Klarheit gestalten.

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Mikel Arteta, Coach vom FC Arsenal, spricht nach dem Sieg im North London Derby gegen Tottenham von einem wunderschönen Fußballspiel - natürlich mit dem besseren Ende für seine Mannschaft.

Ödegaard als neuer Kapitän: Arsenal überzeugt

Seine Spieler dafür hat er sich selbst geformt. Granit Xhaka etwa, der in der Mittelfeldzentrale ein wichtiger Schlüsselspieler ist und diese Saison auch mehrfach schon als Vorlagengeber glänzen konnte. Schnelle, junge Flügelflitzer bereiten auch den Top-Teams große Probleme.

Gabriel Martinelli beispielsweise oder auch Bukayo Saka, der aus der Jugend der Gunners stammt, bereits sechs Tore erzielte und sieben weitere vorbereitete. Martin Ödegaard, bei Real Madrid gescheitert, baute Arteta neu auf - und machte den 24-Jährigen gar zum neuen Kapitän. "Um mit den Top-Teams mitzuhalten, brauchst du mindestens 90 bis 100 Tore pro Saison", meinte Arteta. "Frag mich nicht wie, aber du brauchst sie."

42 Tore erzielte Arsenal bereits, für die Meisterschaft müssen also noch einige dazu kommen, das sei nicht verhandelbar, so der ehrgeizige Coach. Doch neben dem fulminanten und rasanten Fußball, den Arteta praktizieren lässt, steht auch die Defensivarbeit hoch im Kurs. Nur 14 Gegentore bedeutet die zweitbeste Defensive der Liga, ganz nach dem altbekannten Motto: Offensive gewinnt Spiele, Defensive Meisterschaften.

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Premier League, 20. Spieltag: Der FC Arsenal hat seinen Vorsprung durch einen souveränen Sieg im Nord-London-Derby bei Tottenham Hotspur ausgebaut.

Das Team ist der Star

Das Team ist auch hier der Star - und das erfolgreich. Junge Spieler, die zu Leistungsträgern heranwachsen, über sich hinauswachsen, sie sind der Grund für den momentanen Erfolg, bei Arsenal und auch in Neapel. Die Gunners haben fünf Punkte Vorsprung auf den amtierenden Meister und Tabellenzweiten Manchester City, dazu ein Spiel weniger - Neapel neun vor dem letztjährigen Titelträger AC Mailand.

Premier League Tabelle
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Beide Mannschaften sind andere Wege als ihre Konkurrenz gegangen, um zurück in die Erfolgsspur zu finden. Jetzt haben sie die Chance, sich am Ende der Saison mit dem Meistertitel zu belohnen. Den Grundstein ihres Erfolges haben sie längst gelegt.

Mehr zum Autor Yannick Smuda

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