Deutschland verspielt gegen Spanien in letzter Sekunde den Sieg. Trotzdem kann das DFB-Team positiv nach vorne blicken. Die Lehren des Spiels.
1:1 im Nations-League-Spiel Deutschland gegen Spanien. Das DFB-Team sah bis weit in die Nachspielzeit wie der Sieger aus, doch ein Tor von Jose Gaya in der 96. Minute bescherte den Gästen in letzter Sekunde ein Remis.
Trotz des Last-Minute-Gegentores gibt es viele positive Aspekte, die die Mannen von Joachim Löw mitnehmen können. Sky Reporter Uli Köhler über die Lehren des Spiels.
Gosens zahlt Lehrgeld und überzeugt
Robin Gosens gab gegen Spanien sein Debüt in der Nationalelf. Beim Gegentor hob er das Abseits auf, weil er außerhalb des Spielfeldes lag. Er selbst dachte zunächst, dass der Treffer nicht zählen dürfe. "Ich habe wieder etwas gelernt. Ich dachte, wenn ich hinter der Linie stehe, bin ich nicht mehr im Spiel", sagte der Profi von Atalanta Bergamo im ZDF.
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Trotzdem erhielt der 26-Jährige viel Lob - auch in Köhlers Analyse. "Er ist mit Sicherheit eine Belebung für das deutsche Spiel. Die linke Außenbahn ist nicht die Paradeposition für viele deutsche Spieler. Er hat das gut gemacht, sehr schöner Pass auf Timo Werner vor dem 1:0. Es ist doch klar, dass er bei seinem ersten Spiel noch etwas zurückhaltend ist. Du musst dich erstmal einfügen."
Sane noch nicht bei 100 Prozent, Süle startet durch
Leroy Sane zeigte gegen Spanien eine gute Leistung, sieht sich aber selbst erst bei "80 Prozent". Köhler erklärt warum, der Bayern-Neuzugang noch nicht so weit ist. "Dem fehlt einfach die Spielpraxis. Bei manchem Dribbling, bei manchem Abschluss verlierst du, wenn du so lange nicht spielst, so ein bisschen das Gefühl für Raum und Zeit. Da hat man gesehen, dass er noch Zeit braucht."
Vereinskamerad Niklas Süle ist da schon deutlich weiter. Das Geburtstagskind überzeugte mit einem sehr soliden Auftritt. "Er hat ohne Fehl und Tadel gespielt. Wenn der wieder öfter dabei ist, wird es auch nochmal besser werden", meint Köhler.
Safety first bei Löws Wechseln
Der Bundestrainer hat sehr defensiv gewechselt, nahm Leroy Sane für Matthias Ginter runter, brachte Suat Serdar für Ilkay Gündogan und warf Robin Koch für Timo Werner in der Nachspielzeit ins Spiel. "Der Hintergedanke war einfach die Vorsicht, keine wilden Dinge zu riskieren - gerade, wenn du merkst, dass deine Spieler müde werden", meint Sky Reporter Uli Köhler.
Training statt Spiele
Die deutsche Nationalmannschaft hat einen pickepackevollen Terminkalender. Bis Jahresende stehen noch sieben Länderspiele auf der Agenda. Da bleibt kaum Zeit für effektives Training. "Auch das ist völlig blödsinnig. Löw hat es gesagt: 'Ich brauche keine drei Spiele in einer Woche oder in zehn Tagen. Ich brauche fünf Trainingseinheiten.' Und man darf nicht vergessen, dass Löw genau drei Trainingseinheiten vor dem Spanien-Spiel mit der Mannschaft hatte. Da ist es nicht so einfach, das alles so hinzubekommen", sagt Köhler.
Legionäre tun DFB-Team gut
Timo Werner (FC Chelsea) und Luca Waldschmidt (Benfica) haben den Weg ins Ausland gesucht. Mit Kai Havertz steht der nächste DFB-Kicker kurz vor einem Wechsel zum FC Chelsea. Insgesamt verdienen sieben Profis aus der DFB-Startelf gegen Spanien ihr Geld im Ausland (Antonio Rüdiger, Robin Gosens, Toni Kroos, Ilkay Gündogan, Thilo Kehrer, Julian Draxler und Timo Werner). Hilft das der Nationalmannschaft?
"Ich finde es gut, dass sich der eine oder andere im Ausland weiterentwickeln kann. Die Nationalmannschaft wird davon profitieren. Da bin ich mir ganz sicher. Für die Bundesliga ist das ein Verlust, weil natürlich wieder die besten Spieler gehen. Aber für die Spieler und für Joachim Löw ist das wunderbar", sagt Köhler.
Auswechslungsregel sorgt für Ärger
Joachim Löw hat in der Nations League nur drei statt fünf Wechsel zur Verfügung. Der Bundestrainer äußerte nach der Partie im ZDF seinen Unmut darüber. "Einige Spieler von uns sind auf dem Zahnfleisch gelaufen. Wir haben ein Hammer-Programm. Damit bin ich als Trainer nur bedingt glücklich."
Und auch Sky Reporter Köhler kann die Maßnahme der UEFA überhaupt nicht nachvollziehen. "Es ist vollkommen sinnlos! Jeder weiß, dass auf die National- und die Bundesligaspieler ein Hammer-Spielplan zukommt. Das Problem im nächsten Jahr wird sein, die Spieler gesund zu behalten und mental nicht auszulaugen. Es leuchtet mir nicht ein, warum bei der Nations League keine fünf Wechsel möglich sind. Da muss der DFB auch mal Wind machen."