Stolze 1127 Tage musste Felix Passlack auf sein Pflichtspiel-Comeback beim BVB warten. Gegen Gladbach zeigte der Verteidiger eine überraschend starke Leistung, mit der die Zukunft des Eigengewächses plötzlich wieder offen ist.
Passlack war nach der bitteren Verletzung von Thorgan Hazard bereits in der 19. Minute eingewechselt worden und hielt daraufhin die linke Seite überwiegend sauber. Auch unter Druck-Situationen bewahrte der 22-Jährige Ruhe und schaltete sich gelegentlich ins Offensiv-Spiel ein - bekam dafür die Sky Note 2. Nach Abpfiff hagelte es Lob von allen Seiten.
Trainer Lucien Favre, der kaum andere Optionen für die linke Defensivseite hatte, schwärmte: "Felix hat seine Sache hervorragend gemacht. Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Das freut mich sehr für ihn." Eine Laudatio, die nachhaltig Fragen aufwirft. Was wird aus dem gelernten Rechtsverteidiger, der eigentlich auf der Abschussliste der Borussia steht?
Zum Durchklicken: Die Noten der BVB-Profis gegen die Fohlen
Kehl und Zorc gehen vorerst von Passlack-Verbleib aus
Der Coach wäre mit einer weiteren Alternative für die hinteren Außenbahnen sicherlich zufrieden. Die Funktionäre stellten jüngst klar, dass ein Verbleib alles andere als ausgeschlossen ist. "Ich habe Felix direkt nach dem Spiel ein großes Kompliment gemacht. Er hat ein BVB-Herz und mit diesem Klub schon viel erlebt. Die Wahrscheinlichkeit, dass er bleibt, ist sehr, sehr groß", erklärte Sebastian Kehl am Montag bei 19:09 - der schwarzgelbe Talk.
Dabei gab der Leiter der schwarz-gelben Lizenzspielerabteilung zu bedenken, dass man einen breiten Kader für die vollgepackte Saison brauche. Auch Sportdirektor Michael Zorc gab dem Ex-Profi im Gespräch mit der WAZ recht: "Felix ist ein sehr positiver Junge, der jeden Tag im Training Gas gibt. Gegen Gladbach wurde er dafür belohnt. Der kann gerne bleiben."
Passlack ist nur Variante Nummer vier hinten links
Ist der 22-Jährige nach drei Leihen zu Hoffenheim, Norwich City und Fortuna Sittard plötzlich wieder ein ernsthafter Kandidat für mehr Einsätze, der eine größere Rolle im Laufe der Saison spielen könnte? Eher nein. Passlack hat ohne Frage eine starke Partie gegen die Fohlen abgeliefert, doch die Chance dazu bekam er lediglich durch widrigste Umstände.
Als Option Nummer vier profitierte das Dortmunder Eigengewächs von gleich drei Ausfällen. Raphael Guerreiro war noch nicht fit genug, ebenso wie Nico Schulz. Beide sind auf bestem Wege der Genesung, könnten schon am Samstag gegen den FC Augsburg (ab 15:15 Uhr auf Sky Sport Bundesliga 2 HD, in der Konferenz auf Sky Sport Bundesliga 1 HD und mit Sky Ticket im Stream) wieder zur Verfügung stehen. Hazard, der ohnehin schon als Notnagel in deutlich defensiverer Rolle als gewohnt agierte, fällt derweil mehrere Wochen aus.
Schaufenster Bundesliga - Win-win-Situation für den BVB
Mit einem Startplatz sieht es dann, gerade bei baldiger Rückkehr von Guerreiro, eher schlecht aus. Doch das Aufblühen Passlacks spielt den Borussen in jedem Fall in die Karten. Sollte der Träger der Fritz-Walter-Medaille in Gold (2015) gegen den FCA noch einmal spielen und ähnlich performen, ergibt sich eine schwarz-gelbe Win-win-Situation.
Im großen Schaufenster Bundesliga dürften einige Vereine auf den noch jungen BVB-Akteur blicken und hellhörig werden. Dann könnten Angebote folgen, die in konkreter Form noch nicht für Passlack vorliegen. Geschieht dies nicht, weiß Trainer Favre immerhin einen "neuen" Spieler in seinen Reihen, der den Kader ohne zusätzliche Ausgaben in der Breite verstärkt.
Dazu müsste aber auch der Kicker selbst, der nach guter Leistung sicherlich mehr Spielzeit einfordert, bereit sein. In jedem Fall bleibt die Personalie Passlack weiterhin spannend.