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BVB: Terzic und das wiederkehrende Problem der Mentalität

Ewiger Kreislauf: Terzic hat das Rose/Favre-Problem

Die unnötige Niederlage des BVB beim 1. FC Köln vor dem Gipfel gegen den FC Bayern liefert eine brutale Erkenntnis: Trainer Edin Terzic hat wie seine Vorgänger mit der gleichen und immer wiederkehrenden Problematik zu kämpfen - und dafür kein schnelles Patentrezept parat.

Es war ein impulsiver, geradezu leidenschaftlicher Auftritt. Hätte der BVB die zweite Halbzeit beim 1. FC Köln in der Art und Weise begonnen, wie sich Trainer Edin Terzic nach dem Spielschluss am Sky Mikrofon präsentierte, dann wären die Dortmunder als Tabellenführer und mit drei Punkten Vorsprung in den Klassiker gegen Bayern München gegangen.

Ein unerklärlicher, aber aus den vergangenen Jahren gewohnter Einbruch verhinderte dieses Szenario. Stattdessen geht es nun punktgleich und mit der deutlich schlechteren Tordifferenz in das Duell mit dem ewigen Rivalen. Die Ursachenfindung ist schnell abgeschlossen, die Behebung allerdings nicht.

Klar ist: Das Fehlen der beiden formstarken Schlüsselspieler Mats Hummels und Marco Reus ist nicht erheblich, schließlich war der BVB in der ersten Halbzeit überlegen und in Führung. Vielmehr rückt das in Dortmund verpönte M-Wort in den Mittelpunkt. Die Rede ist von der Mentalität.

Terzic: "Sichtbar, woran es seit Jahren hapert"

"Nach jedem Sieg stellt ihr mir die Frage, was die Ambitionen und Ziele für die Saison seien", sagte ein hochgradig frustrierter BVB-Coach und wurde deutlich: "Wir treten immer auf die Euphorie-Bremse genau wegen Spielen wie gegen Köln. Da es wiederholt auftritt, dass wir Spiele, die wir komplett kontrollieren, weggeben."

Ein Ärgernis, zumal es in der noch jungen Saison nach dem historischen Blackout gegen Werder Bremen bereits zum zweiten Mal passiert ist. Mindestens ein Mal zu viel, wenn man dem FC Bayern wirklich ernsthaft Paroli bieten möchte. "Es war wieder mal sichtbar, woran es seit Jahren hapert, um da oben anzuklopfen", monierte Terzic, ohne das Tabu-Wort der Mentalität zu nennen. Das gelang auch seinem Vorgänger Marco Rose.

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BVB-Trainer Edin Terzic wird nach Niederlage gegen den 1. FC Köln deutlich.

Er wählte stattdessen den Begriff der Haltung, scheiterte aber trotzdem bei der Bekämpfung des altbekannten Problems, das letztlich auch Lucien Favre den Job kostete. Ist es überhaupt zu lösen? Diese Frage stellt sich nach dem Köln-Spiel zwangsläufig. "Den BVB-Spielern geht es zu gut", meinte Didi Hamann bei Sky90, "sie spielen vor 80.000 Zuschauern, werden jedes Jahr Zweiter oder Dritter und kassieren gutes Geld." Er fordert einen selbstkritischeren Umgang: "Dann muss man die Spieler auch mal öffentlich anzählen. Ich habe aber das Gefühl, man will sich nicht weh tun."

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Terzic-Aussage ist alarmierend

Terzic griff nach dem Spiel nicht zu dem Mittel der öffentlichen Kritik, sondern kündigte nach dem Spiel sichtbar genervt eine Analyse an. "Wir werden es wieder ansprechen, werden wieder versuchen, daraus unsere Lehren zu ziehen, werden wieder darüber reden, dass wir eine Reaktion zeigen müssen, um das endlich abzustellen." Es sind Sätze, die nach Auftritten wie in Köln oder gegen Bremen auch seine beiden Vorgänger gewählt haben. Immer wieder und wieder.

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Sky Experte Didi Hamann geht bei Sky90 die BVB-Spieler nach der Niederlage gegen Köln an.

Eigentlich sollte mit Neuzugängen wie Niklas Süle oder Nico Schlotterbeck eine andere Mentalität in die Mannschaft Einzug halten. Die Verantwortlichen erhofften sich mehr Gier, mehr Siegeswille. Ohne Frage ist das ein Prozess, der Zeit in Anspruch nehmen kann, doch wirklich große Entwicklungsschritte sind noch nicht zu erkennen. Die beiden Nationalspieler standen gegen den FC 90 Minuten auf dem Platz, waren aber auch nicht in der Lage, die desaströsen 20 Minuten nach der Pause zu verhindern. Das ließ auch Julian Brandt ratlos zurück.

Nach der guten ersten Halbzeit "lässt man automatisch ein, zwei Prozentpunkte nach. Und das ist das Schlimmste, was du in Köln machen kannst", sagte der Torschütze zum 1:0 und weiter: "Dann hat man gesehen, dass Widerstände gekommen sind und dass man dafür nicht bereit war." Das Alarmierende: Terzic hat in der Halbzeit nach eigenen Angaben darauf aufmerksam gemacht, wie extrem wichtig der Beginn nach Wiederanpfiff werden würde.

BVB-Reaktion gegen Sevilla?

"Wenn man sieht, wie wir in den ersten 15, 20 Minuten der zweiten Halbzeit der Zweikämpfe geführt haben, dann dürfen wir uns nicht wundern, dass wir dann zwei Tore kassiert haben." Terzics wütend vorgetragene Analyse zeigt, dass der bittere Rückschlag die Dortmunder noch eine Weile beschäftigen wird.

Am Mittwoch steht in der Champions League ein vorentscheidendes Spiel ums Weiterkommen beim FC Sevilla an. Dort geht es in erster Linie um die von Terzic geforderte Reaktion. Das Gute im Schlechten: Zumindest in dieser Hinsicht besitzen einige BVB-Stars ausreichend Erfahrung ...

Mehr zum Autor Robin Schmidt

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