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2. Bundesliga: HSV und Osnabrück auf den Plätzen eins und zwei

Thiounes Ex-Klub jagt den HSV: Kein Zufallsprodukt

Daniel Thioune gewann die Wahl zum Fußballspruch des Jahres 2020.
Image: Daniel Thioune steht mit dem HSV an der Spitze der 2. Bundesliga.  © DPA pa

In der 2. Bundesliga geht es wieder um wichtige Punkte. Und es lohnt sich, einen geschärften Blick auf die Tabelle zu richten. Genauer gesagt: auf die Spitze. Da tut sich nämlich Erstaunliches.

Zwei Teams marschieren nach sieben Spieltagen vorneweg, die unter äußerst unterschiedlichen Voraussetzungen in die Liga gestartet sind - beim HSV und dem VfL Osnabrück gibt es eigentlich nur eine Gemeinsamkeit: Den Trainer. An der Bremer Brücke hat Daniel Thioune über Jahre erheblich an der bemerkenswerten Entwicklung mitgebastelt. Im Volkspark hat der Coach im Express-Tempo für viel Zuversicht im zappeligen Umfeld gesorgt. Das kann kein Zufall sein.

Natürlich ist Thioune weit davon entfernt, die aktuelle Erfolgsgeschichte seines Ex-Klubs auf die eigene Karte schreiben zu wollen. Stolz und Freude zu verbergen, dass der VfL sich auf eindrucksvolle Art in der Spitzengruppe festgebissen hat, kommt für ihn aber ebenso wenig in Frage. Das wäre aufgesetzt. Nicht sein Ding. Authentizität steht weit oben in seinem Wertesystem. Noch ein bisschen weiter oben stehen: Teamgeist und Gruppenmentalität.

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Thiounes Osnabrück-Mission geglückt

Daran hat er in Osnabrück unermüdlich gefeilt, die übergeordnete Vision auf den Fußballplatz gebracht. Für die war und ist Sportdirektor Benjamin Schmedes zuständig. Mit überaus bescheidenden Mitteln bastelt der gewissenhaft an einem Kader, in dem sich kaum überragende Einzelkönner finden. Die Schnittmenge aus Qualität und Charakter ist das entscheidende Verpflichtungskriterium. Davon lebt Osnabrück - auch ohne Thioune.

Gemeinsam mit Schmedes hat er eine erfolgsorientierte Grundhaltung im Klub etabliert. Der gegenseitige Respekt führte im Übrigen auch dazu, dass die Trennung im Sommer blitzsauber über die Bühne ging. Osnabrück und Thioune - das war eine Herzensangelegenheit. Und doch hat der Coach kein Geheimnis daraus gemacht, dass er Ambitionen hat. Credo: Wenn sich der nächste Schritt anbietet, müssen wir reden. Ein ungeschriebenes Agreement, an das sich beide gebunden fühlten.

Die Nostalgiker, die Thiounes Abgang auf die größere Bühne unsympathisch finden, ihm nachtragen, dass er nicht den Frank-Schmidt-Weg eingeschlagen hat, sind in Osnabrück kaum wahrnehmbar. Lebenslang lila-weiß? Für Thioune keine Option. In seinem Aufgabenbereich ein stabiles Konstrukt zu hinterlassen war für ihn hingegen alternativlos. Mission geglückt.

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HSV-Trainer Thioune über Lage und Mentalität in Hamburg. (Videolänge: 42 Sekunden)

Schmedes und sein brillanter Move

An der Herausforderung, den geeigneten Nachfolger für einen erfolgreichen Sympathieträger zu finden, sind schon etliche Sportdirektoren gescheitert. Dass Schmedes nicht auf bekannte Namen aus dem Karussell setzte, sondern auf Profi-Trainer-Neuling Marco Grote, ist ein belastbarer Beleg dafür, dass er zu den inhaltlich stärksten Managern der 2. Liga gehört. Gesucht wurde ein Coach, der uneitel genug ist, das Gute zu bewahren und ausreichend selbstbewusst, um die eigene Handschrift lesbar zu machen. Alles in allem also ein brillanter Move von Schmedes. Seine Personalentscheidungen haben den VfL, Grote, den HSV und Thioune zufriedengestellt. Vier Gewinner einer Personal-Rochade - das gibt's nicht oft im beinharten Fußball-Business.

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In die komplizierte Hamburger Fußball-Welt hat Thioune schnell hineingefunden, trifft bislang die dünne Linie zwischen gebotener Bescheidenheit und notwendigem Selbstvertrauen. Vom Stolperstart in Dresden hat er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen - und es spricht einiges dafür, dass Thioune sich auch von der dezent aufflackernden Unruhe nach zwei sieglosen Spielen gegen die Stadt- und Nordrivalen aus St. Pauli und Kiel nicht irritieren lässt. Die bevorstehende Heimaufgabe gegen Bochum ist gleichwohl eine wichtige Gelegenheit, um düstere Weissagungen im Keim zu ersticken.

Normale Ergebnisse oder Negativtrend beim HSV?

Ein Dreier würde die jüngsten Unentschieden in der öffentlichen Beurteilung als vollkommen normale Ergebnisse gegen zwei starke Gegner erscheinen lassen. Bei Remis oder Pleite wird die Deutung eine andere Stoßrichtung einnehmen. Negativtrend - es geht schon wieder los.

Denn trotz aller Versuche aus der Chef-Etage, den Erfolgsdruck zu reduzieren: Alles andere als der Erstliga-Aufstieg im dritten Anlauf wäre eine Riesen-Enttäuschung - auch für Thioune, dem es als Spieler und bislang auch als Trainer nicht vergönnt war, seine Qualitäten auf höchstmöglichem nationalen Niveau nachzuweisen. In den vergangenen beiden Spielzeiten hat der HSV die Tabellenführung jeweils am 6. Spieltag abgegeben. Das wird in dieser Saison nicht passieren.

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Kurioses Szenario am 33. Spieltag?

Im Falle einer Niederlage könnte sich Osnabrück am Montag gegen Nürnberg allerdings auf einen Punkt an den HSV heransaugen - bei aller Sympathie fürs fußballerische Aushängeschild seiner Heimatstadt wäre das ganz sicher nicht im Sinne von Thioune. Vielleicht schwebt ihm heimlich ein anderes, weitaus attraktiveres Szenario vor.

Am 33. Spieltag muss der HSV an der Bremer Brücke ran. Eine ausgezeichnete Gelegenheit, um den Aufstieg perfekt zu machen. Möglicherweise sogar für beide Vereine.

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