Fehler und Pannen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Saison von Ferrari. Das Team brachte sich nicht nur um Rennsiege, sondern wohl auch um den Titel. Sky Sport hat nachgerechnet.
Eigentlich ist in der Formel 1 derzeit Ruhe angesagt. Entwicklungs- und Forschungsarbeit an den Boliden ist für volle zwei Wochen verboten. (Was ist in der Sommerpause erlaubt?)
Doch bei Ferrari wird es wohl trotzdem nicht ruhig zugehen.
"Hinter den Kulissen dürfte es bei Ferrari in der Sommerpause ungemütlich werden, vor allem für Teamchef Mattia Binotto", mutmaßte Ralf Schumacher zuletzt in seiner Sky Kolumne.
"Er hält das Team gut zusammen, aber irgendwann werden der Vorstand und Ferrari-Partner sicherlich unruhig. Der Speed ist da, aber irgendwie schafft es Ferrari immer wieder, durch Fehler der Fahrer, falsche Strategien oder technische Probleme sich alles selbst kaputtzumachen", führte Schumacher weiter aus.
Bis Spanien voll auf Titelkurs
In der Tat hat sich sich Ferrari den Traum vom WM-Titel selbst zerstört.
Charles Leclerc belegte in fünf der ersten sechs Rennen einen der ersten beiden Plätze. Vor dem Spanien-GP führte der Monegasse die Fahrerwertung an, der erste WM-Titel für Ferrari seit Kimi Raikkönens Triumph 2007 schien in dieser Saison möglich.
Doch dann begann eine Serie von Fehlern und Pannen, ohne die Leclerc die WM-Wertung vor Max Verstappen anführen würde.
ZUM DURCHKLICKEN: User-Noten zum Ungarn-GP:
Sky Sport hat nachgerechnet.
Spanien-GP: Der Beginn der Ferrari-Misere. In Führung liegend wird Pole-Setter Leclerc in Barcelona von einem Motorschaden ausgebremst.
Verlorene Punkte: 25
Monaco-GP: Wieder liegt Leclerc in Führung, als man bei Ferrari zu spät auf sich verändernde Wetterbedingungen und einen Undercut von Red Bull-Pilot Sergio Perez reagiert. Leclerc kommt unter chaotischen Umständen an die Box und wird im Fürstentum am Ende nur Vierter.
Verlorene Punkte: 13
Motorenausfälle und Fehlentscheidungen
Aserbaidschan-GP: Auch in Baku macht der Ferrari-Motor schlapp. Erneut geht Leclerc trotz Pole Position und souveräner Rennführung leer aus.
Verlorene Punkte: 25
Kanada-GP: In Montreal werden Leclerc die Motorenausfälle nochmal zum Verhängnis. Er kassiert eine Strafe wegen Überschreitung der Maximalanzahl an Updates und muss vom Ende des Feldes starten. Er kämpft sich bis auf Rang fünf nach vorne. Angesichts der Tatsache, dass Verstappen nur knapp vor Carlos Sainz gewann, hätte Leclerc dieses Rennen wohl ohne die Motorenstrafe gewonnen.
Verlorene Punkte: 15
Großbritannien-GP: Erneut liegt Leclerc in Führung, erneut trifft Ferrari die falsche Entscheidung. Anstatt den Spitzenreiter während einer Safety-Car-Phase mit frischen Soft-Reifen auszustatten, holt man nur Teamkollege Sainz an die Box. Leclerc ist mit seinen abgefahrenen, harten Reifen chancenlos gegen die Konkurrenz und wird schließlich nur Vierter.
Verlorene Punkte: 13
Ungarn-GP: In Ungarn unterlief Ferrari der entscheidende Fehler schon im Training am Freitag. Ohne Not brauchte man einen Satz Reifen auf, den man sich für Sonntag hätte aufsparen können. Im Rennen musste Leclerc dann auf harte Reifen wechseln, die bei den kühleren Temperaturen überhaupt nicht funktionierten. Eben noch in Führung liegend, war die starke Pace Leclercs schnell dahin. Er kam nur auf Rang sechs ins Ziel.
Verlorene Punkte: 17
Auch Leclerc patzt
Allein durch technische Mängel und strategische Fehlentscheidungen hat Leclerc also 108 Punkte verspielt. Es sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass auch dem früheren Formel 2-Champion Fehler unterliefen.
Imola: Anstatt zumindest den dritten Rang nach Hause zu fahren, produzierte Leclerc nach einem übermotivierten Manöver gegen Perez einen Dreher und touchierte die Mauer. Er musste an die Box und sich schließlich mit Platz sechs zufrieden geben.
Verlorene Punkte: 7
Le Castellet: Ein unerklärlicher Fehler unterlief Leclerc beim Frankreich GP - wieder einmal in Führung liegend. Er fuhr zu schnell in eine Kurve und rutschte in die Streckenbegrenzung. Die im Team entstandene Unruhe hatte sich offenbar auch beim Fahrer bemerkbar gemacht.
Verlorene Punkte: 25
Insgesamt 140 Punkte verschenkt
Nimmt man die Fahrfehler noch mit hinzu, sind es 140 verschenkte Punkte.
Leclercs Rückstand in der WM-Wertung auf Verstappen beträgt vor dem nächsten Rennen in Spa-Francorchamps (So., 28.8. live auf Sky Sport F1) 80 Punkte. (Der Zeitplan zum Belgien-GP)
Neun Rennen stehen noch aus.
Was in dieser Rechnung noch gar nicht einbezogen ist: Durch die Ferrari-Patzer rutschte Kontrahent Verstappen im Endergebnis des jeweiligen Rennens desöfteren weiter nach vorne und kassierte seinerseits mehr Punkte als ohne die "Schützenhilfe" der Italiener möglich gewesen wäre.