Sky Experte Lothar Matthäus blickt in seiner Kolumne "So sehe ich das" auf die drei Krisen-Klubs der Bundesliga und nimmt Matthias Ginter von Borussia Mönchengladbach nach seiner Bank-Degradierung in Schutz.
Gladbach, Hertha, Wolfsburg. Oder anders gesagt: Die Enttäuschungen der Liga. Alle drei Klubs müssten von ihren finanziellen Möglichkeiten, den sportlichen Voraussetzungen sowie den Ambitionen, weitaus höher in der Tabelle stehen als sie es aktuell tun. Alle drei müssen höllisch aufpassen, dass sie nicht noch weiter abrutschen und es in ein paar Wochen ausschließlich um Abstiegskampf geht.
Gladbachs Probleme sind hausgemacht
Denn nicht zu vergessen ist, dass auch Stuttgart bisher unter seinen Möglichkeiten geblieben ist und mit Augsburg und Bielefeld weitere Teams um den Verbleib in der 1. Liga spielen und hin und wieder punkten werden. Wenn man nicht schleunigst seine Hausaufgaben macht und Spiele gewinnt, kann es noch viel unruhiger werden als ohnehin.
In Gladbach sind neben anderen Ungereimtheiten die größten Probleme wieder einmal hausgemacht. In der letzten Saison sorgte die Unruhe um den Wechsel von Marco Rose für eine sportliche Talfahrt und nun kommt das Thema Ginter und Zakaria erschwerend hinzu.
Ginter verhält sich vorbildlich
Ich habe persönlich nichts mit Ginter zu tun, aber ich kann das Vorgehen von Gladbach hier nicht verstehen. Sie stecken sportlich in einer Krise und verzichten aus mir unerklärlichen Gründen auf einen ihrer besten Spieler. Jetzt, da Hütter mit einer Dreierkette spielen lässt, braucht es eigentlich einen Innenverteidiger mehr als in einer Viererkette. Und dann würde ich erst recht nicht auf einen Nationalspieler, der höchstens den Wunsch geäußert hat am Saisonende zu gehen, verzichten.
Wie oft haben wir davon gehört dass sich Profis wegstreiken wie Aubameyang oder Dembele und haben das zurecht missbilligt. Jetzt haben wir einen, der sich absolut vorbildlich verhält, so gut wie immer seine Leistung gebracht hat und nie negativ aufgefallen ist. Und den schiebt man quasi ab. Gladbach kann aktuell wirklich froh sein, dass sie die unerwarteten drei Punkte aus München mitgenommen haben, denn sonst sähe es noch düsterer aus. Mit jeder Niederlage steigt die Enttäuschung, jede Enttäuschung geht auf die Psyche und irgendwann geht's nur noch ums sportliche Überleben.
Bei Ginter muss schnell Klarheit her
Mit Elvedi, Friedrich und Ginter hätte man wirklich eine Dreierkette von der man sagen muss, dass es viel bessere in der Liga nicht gibt. Und jetzt macht man sich so ein Fass auf. Was man so hört, bewegen wir uns hier in den Kategorien von circa vier Millionen Euro Jahresgehalt. Das ist im Vergleich zu anderen Top-Klubs ein Schnäppchen. Es ist also nicht so, dass hier jemand total unverschämte Forderungen stellt.
Und wenn es so ist, dass Gladbach ihn jetzt auf die Bank setzt, um das Verletzungsrisiko für einen möglichen Winter-Transfer zu minimieren, dann muss ich auf der einen Seite sagen, dass man sich auch im Training verletzen kann. Und wenn es so ist, dass man aufgrund finanzieller Engpässe noch unbedingt eine Ablöse für den Spieler generieren will, kann man das ordentlich kommunizieren und nicht unnötig in die Länge ziehen. Je mehr darüber gesprochen wird, desto unangenehmer wird es für alle Parteien.
Bobic kann Frankfurt in Berlin nicht kopieren
Unangenehm läuft es nun auch schon seit sehr langer Zeit bei Hertha BSC. Spieler wie Cunha oder Cordoba haben sportlich den Unterschied machen können, passen aber nicht ins Mentalitäts-Schema, das sich Fredi Bobic wünscht. Natürlich würde er am liebsten einen sportlich und charakterlich so verschworenen Haufen wie in Frankfurt basteln.
Dort hat er super Treffer ala Jovic, Rebic oder Haller gelandet. Aber das schafft man eben auch nicht alle zwei Jahre. Und Berlin ist auch nicht Frankfurt. Damals gab es auch dank der magischen europäischen Nächte eine Erfolgswelle die nie zu enden schien.
In Wolfsburg ist kein wahres Team zu erkennen
Ähnlich düster sieht es aktuell in Wolfsburg aus. Es ist klar, dass Florian Kohfeldt den Abwärtstrend irgendwie stoppen muss und Spiele gewinnen sollte. Sonst greifen auch für ihn früher oder später die üblichen Mechanismen der Liga. Sportlich und auch intern kann es nicht zu 100 Prozent stimmen, denn sonst wären die Ergebnisse und die Leistungen auf dem Platz viel besser.
Ich kann kein wahres Team beim VfL auf dem Platz erkennen und nur dann kann man auf Strecke erfolgreich sein. Ich hatte auch nicht nur Freunde in der Kabine, aber dann muss die Leistung auf dem Platz erst recht überzeugen. Und das ist in Wolfsburg jetzt schon lange nicht mehr der Fall.
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